Fotos Mathias Husmann | Fotos Frauke Wehrmann

Pressestimmen


DIE WELT, 10.09.2015

Gala vor der Scala

Gelungene Uraufführung der Oper "Verdi und die Dame mit Noten" von Mathias Husmann am Allee Theater

Sie war Primadonna, Sexobjekt, Mutter dreier unehelicher Kinder, Muse, Geliebte, Ehefrau und Gefährtin: Giuseppina Strepponi, salopp gesagt, die bessere Hälfte des Komponisten Giuseppe Verdi, über ein knappes halbes Jahrhundert hin. Am 8. September jährte sich ihr Geburtstag zum 200-sten Male. Anlass für die Hamburger Kammeroper, exakt am Geburtstag dieser ganz und gar ungewöhnlichen Frau, ein musikalisches Denkmal mit der Uraufführung "Verdi und die Dame mit Noten" zu setzen. Der Hamburger Komponist und Librettist Mathias Husmann hatte von der Kammeroper den Auftrag erhalten, entscheidende Jahre aus dem Leben der 1897 gestorbenen Strepponi zu vertonen. Ein Wagnis für das kleine Opernhaus, das mit Respekt heischendem Erfolg endet. Und eine großartige Erinnerung an eine Frau, ohne die Verdi wahrscheinlich nicht zum Ruhm gekommen wäre.

Husmann macht sich als Komponist nicht klein im Schatten des großen Verdi, dessen Musik immer wieder zitiert wird. Er lässt sich nicht einschüchtern von dessen Melodien. Er setzt sich in gemäßigter Moderne stilistisch klar ab von dessen ingeniöser Musik und gewinnt mit rezitativisch gehaltenen Passagen und ariosen Aufschwüngen, die nicht selten der seelischen Verfassung der Protagonisten nachspüren, starke dramaturgische Akzente hinzu. Seine Musik habe Charakter, ermutigt die Strepponi zu Beginn der Oper den jungen Verdi. Von Husmanns Musik ließe sich das gleiche sagen. (…)


 

NDR 90,3, 9.9.2015

Verdis Entdeckerin als Opern-Heldin

Eine ganz große Oper im ganz kleinen Haus: An der Kammeroper wurde Dienstag eine Uraufführung stürmisch gefeiert. Das Stück heißt "Verdi und die Dame mit Noten", komponiert von Mathias Husmann, seinerzeit Dirigent bei den Hamburger Philharmonikern und an der Hamburgischen Staatsoper. Husmann hat auch das Libretto geschrieben und erzählt die wahre Geschichte der Sängerin Giuseppina Strepponi, der Entdeckerin von Giuseppe Verdi.

Husmann lässt sein Stück anspruchsvoll beginnen, mit modernen, fast aggressiven Klängen - und mit einer ziemlich unsympathischen Figur: Martin Lindau spielt einen Künstler-Agenten auf Entdeckertour. Eine zwiespältige Figur, das wird deutlich in Text und Ton. "Dabei bin ich ein gefallener Engel", erzählt er auf der Bühne.

Aber dann: der Auftritt der ganz jungen Giuseppina Strepponi, die in ihrer ersten Szene zum Vorsingen antritt. Jetzt wird es klassisch - und richtig schön. Luminita Andrei spielt und singt die Rolle mit Hingabe - klar, ausdrucksvoll und emotional.

Die moderne Musik von Husmann trifft auf zahlreiche Zitate aus dem bekannten Repertoire. Auf Melodien von Rossini, von Bellini, Donizetti und natürlich von Verdi. Dieses Mit- und Gegeneinander reizte Regisseur Andreas Franz von Anfang an. "Es ist eine Kombination, die sehr gut gelungen ist und ich empfinde auch die Musik von Husmanns als eine sehr psychologische Musik, die sehr gut die inneren Emotionen beschreiben kann", sagt er.

(…) Ein wunderbares Duett liefern die beiden - aber Komponist und Librettist Husmann ruht sich niemals auf den bekannten Melodien aus, er zitiert sie nur, baut viele raffinierte Bögen zu den kühleren Klängen des 21. Jahrhunderts.

Zwischendurch wird es immer auch richtig kantig, etwa wenn Verdi und Operndirektor Merelli, gesungen von Titus Witt, aufeinandertreffen. Das ist durchaus anspruchsvoll - und das Publikum nahm die Herauforderung begeistert an.

Der Komponist Mathias Husmann nimmt sich selbst übrigens gar nicht wichtig. "Ich interessiere mich für die Personen, ich interessiere mich nicht so sehr für meine Musik, sondern für die Fenster, Stufen, Treppen, für die großen Momente in der Musikgeschichte, um die es da geht", sagt er.

Und ein ganz großer Moment der Musikgeschichte ist natürlich die Premiere von "Nabucco" im März 1842. Auch sie wird am Ende dieser großartigen Aufführung nachgestellt. (…)


 

"Meine Musik öffnet Türen."

Interview mit dem Komponisten Mathias Husmann

Ich treffe Mathias Husmann im schönen Foyer des ALLEE THEATERS. Wenn es ein Klischee des Dirigenten gibt – ekstatisch, raumgreifend –, dann scheint er auf den ersten Blick das genaue Gegenteil zu sein. Er hat etwas, das selten geworden, dabei aber so wichtig ist im Kulturbetrieb: Demut. Setzt seine Worte so, wie er seine Töne setzt: bedächtig und gleichermaßen bestimmt. Der geborene Generalmusikdirektor. Beim näheren Zuhören nämlich offenbart sich, dass sein Ton piano sein mag – was er indes zu sagen hat, klingt oft als fortissimo nach.

Herr Husmann, worum geht es in der Dame mit Noten? Besser: Worum geht es Ihnen

Es ist ein Stück Geschichte des bedeutendsten Opernhauses der Welt, der Mailänder Scala, in einem historischen Moment. Bzw. einem Moment, der sich später als historisch herausstellte: Die frühe Begegnung zwischen Giuseppe Verdi und Giuseppina Strepponi, zugleich die Geburtsstunde des "Nabucco".

Es ist fürs Publikum ein seltener Blick hinter die Kulissen, ein Kammerstück in der Fabrik namens Oper. Weil sich tagsüber am Theater oft Vulkantätigkeit ereignet, ist es ein Wunder, dass dann abends noch Kraft da ist, den Vorhang aufgehen zu lassen. Das wird der Zuschauer hautnah erleben. Und dann ist es natürlich ein Frauenschicksal in einer bestimmten gesellschaftlichen Situation.

Die Situation einer unverheirateten Frau im katholischen Italien des 19. Jahrunderts, …

… die lediglich arbeiten durfte, solange sie unverheiratet blieb. Und als Unverheiratete nur unzureichend geschützt war. Giuseppina Strepponi musste ihre verwitwete Mutter und zwei debile Schwestern versorgen. Sie musste Karriere machen. Sie musste sich durchsetzen. Die vier Stücke, die ich bisher fürs Musiktheater gemacht habe, zeigen allesamt starke Frauen.

Wo wir schon bei Stärken sind: Im „Neuen Merker“ steht 2009 zu lesen, Mathias Husmann sei ein starker Komponist, der zugleich ein starker Dramaturg sei. Kann man denn das eine ohne das andere sein – zumindest dann, wenn es um Musiktheater geht?

Die Gesamtschau eines Stückes ist meine Stärke. Es gibt ja Tondichter von Rang, die keine Theaterkomponisten sind und trotzdem Opern geschrieben haben. Die mit Kraft – wie Verdi – in die Dramaturgie eingegriffen haben. Andererseits gibt es Künstler, die gestört haben. Weil sie an musikalischen Details hingen. Ich habe etwa 120 Opern dirigiert. Es gibt Komponisten, große Komponisten, die besser fürs Theater nicht geschrieben hätten. Ich möchte das mal so stehenlassen.

Ich glaube, dass Musik fürs Theater klar und einfach sein muss. Weil man nur mit einem Teil seiner Sinne bei der Musik ist. Man sieht, dazu hört man. Und der Text fällt unter die Hälfte, die man hört, ist also schon nur ein Viertel. Ein Text, der gesungen wird, kann nicht einfach genug sein, weil die Musik ihn nicht einfacher macht. Sie gefährdet eher die Verständlichkeit, setzt sich und ihre Emotion an die erste Stelle.

Wenn ich etwas schreibe, dann so einfach wie möglich – in der musikalischen Sprache genauso wie schon im Text. Ich schaffe Situationen, die keine einleitenden Erklärungen brauchen. Anders als im Roman – wo erst seitenlang die Morgenstimmung geschildert wird – springe ich mitten hinein in die Geschichte.

Tun wir das! Was also war die Initialzündung für Ihre Oper?

Erst letztes Jahr gab es hier am Haus ein Publikumsgespräch mit dem Titel „Was Sie schon immer über Oper wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“. Ich wurde eingeladen, um als „special guest“ mit 40 Jahren Theatererfahrung aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich komme also ins Haus und sehe einen Rundhorizont des Teatro alla Scala ausgeschlagen. (Er zeigte eigentlich La Fenice, aber das habe ich nicht gleich erkannt.) Schlagartig fällt mir ein, dass ich anlässlich des Verdi-Jahres 2001 bereits ein Opernkonzept entwickelt hatte, dass in der Scala spielt.

Marius Adam trommelt wenige Tage später die gesamte Leitung zusammen, ich trage vor. Nach zehn Minuten steht Uwe Deeken auf, reicht mir die Hand und sagt: „Wir machen das, Sie haben den Auftrag.“ Das I-Tüpfelchen war dann noch, dass der 8. September 2015, der 200ste Geburtstag Giuseppina Strepponis, als Premierenabend möglich war. Die Sterne standen und stehen günstig.

Apropos Sterne: Sie sagen, dass man für jedes Werk aufs Neue Ausgangspunkte finden müsse. Die ersten drei Fixsterne markieren den Raum, das Koordinatensystem, in dem man sich bewegt. Welche Punkte wären das in diesem Fall?

La Scala. Die Strepponi. Verdi. Ein Stück über eine historische Sängerin wird Arien enthalten, die sie gesungen hat, die damals modern war. Man wird ihr Repertoire und ihre Entwicklung erleben, bis sie mit der Abigaille den Bogen überspannte. Vielleicht wegen der Schwangerschaften. Oder weil sie zu oft auftreten musste. Ihr Kampf mit Attesten ist belegt. Sie versuchte, sich freizukämpfen, nicht jeden Tag singen zu müssen.

Und dann natürlich: Welche Entwicklung hat Verdi genommen? Da ist sein Erstlingswerk, "Oberto". Ein Stück mit wunderschönen Melodien, aber noch ganz auf dem Schoße seiner älteren Kollegen geschrieben. Dann aber – nach der Krise – dieser rotzige Ton, das „Jetzt könnt Ihr mich alle mal!“ in „Nabucco“. Wer da mit offenen Ohren sitzt, wird das wahrnehmen. Zumal kaum einer das frühe Werk kennen dürfte. Das mag unter anderem daran liegen, dass "Oberto" ursprünglich für Sopran und Bariton gesetzt war, Verdi aber gezwungen wurde, die Oper für Mezzosopran und Bass umzuschreiben. Das konnte damals nicht gutgehen, und darum genießt das Stück auch heute eine, sagen wir: begrenzte Wahrnehmung.

Ich habe Passagen transponiert, in die vermutlich originalen Tonarten. So, wie Verdi es der Strepponi vorgespielt haben dürfte – die sich sofort für ihn und seine Musik begeisterte.

Stimmt es dann, was das „Opernglas“ 2009 schrieb: Ihre Tonsprache könne getrost „zeitgenössische Klassik“ genannt werden? Sehen Sie sich selbst als Neoklassizisten oder ist dieses Etikett unpassend – wenn nicht gar hinderlich?

Keines von beidem – abhängig davon, was man unter dieser Zuschreibung versteht. Ich wende ein bestimmtes musikalisches Problem, ich vereinfache. So lange, bis es eine klassische Klarheit gewonnen hat. Auch wenn der Ansatz modern ist, will ich ja mein Publikum erreichen.

Ich selbst sehe mich eher postmodern. Wenn ich solche Begriffe überhaupt ernst nehme. Ich bin aufgewachsen als Sohn einer Pianistin. Die Götter meiner Jugend waren Chopin und Schumann, Bach und Beethoven – das, was meine Mutter spielte. Das Zeitgenössische in der Musik habe ich dann vor allem in meinem Beruf kennengelernt, als Dirigent. Und natürlich habe ich mich mehr als die Hälfte meines Lebens mit den großen Meistern beschäftigt. Meine Arbeiten wollen vor diesen Kritikern bestehen.

Das zeigt sich auch in Ihrem Umgang mit musikalischen Zitaten. Die sind nie plakative Kopie, sondern klingen eher als Erinnerung an.

Ich gehe diesmal sogar noch weiter. Meine Musik möchte Türen öffnen – immer zum nächsten großen Stück hin. Der Zuhörer erlebt zwei richtige Bellini-Arien. Und eine zentrale Szene der „Nabucco“-Premiere, bei der ungewöhnlicherweise drei Herren im Publikum sitzen, die Kommentare geben. Zu dem, was sie erleben und zu ihrer eigenen Befindlichkeit. Die sozusagen den Vortrag „durchlöchern“.

Mit den Herren meinen Sie…

Den Agenten Cirelli, wohl der Vater von Giuseppina Strepponis erstem Kind. Ich habe versucht, seine eigentümliche Berufsauffassung und Lebensphilosophie durchaus nicht unsympathisch darzustellen, wenn auch schrullig. Merelli – der damalige Impresario der Scala – ist mit ihm im Saal, zittert um das Gelingen der Aufführung. Er soll sie ebenfalls missbraucht haben. Es lässt sich ja nichts beweisen. Doch es könnte in so einer Situation geschehen sein, dass die Strepponi den Spieß einfach umgedreht hat. Nach dem Motto: Wenn ich schon ausgebeutet werde, mache ich wenigstens aktiv Besetzungspolitik. Ich stelle mir Giuseppina sehr vital vor.

Der dritte Herr im Saal ist Verdi, der gerade dabei ist, sich selbst neu zu finden – oder neu zu erfinden. Daran hat die wütende Gardinenpredigt, die ihm die Strepponi gehalten hat, nicht geringen Anteil.

In meinem Stück sollen Sie etwas erfahren. Über das Leben am Theater. Über die Scala. Über die Dame mit Noten und über den Mann, um den es ihr von Anfang an geht. Ich möchte diese verschiedenen Elemente zu einem Ganzen verbinden, das ist mein Ehrgeiz. Ich will ein lebendiges Stück schreiben für die Leute, die ins Theater gehen. Wenn hinterher nach dem Komponisten gefragt wird – dann lache ich.

Das Interview führte Jan Hendrik Buchholz


 

Nordkurier, 27.1.2014

Rezension

"Hier sind wir zu Hause und verwurzelt", lautet das Credo des Preußischen Kammerorchesters. Und das bereits seit 60 Jahren. Grund genug, das Jubiläum mit einem Festkonzert im Kultur- und Plenarsaal am Freitag gebührend zu feiern. Zu den treuen Weggefährten der "Preußen" gehört der Komponist und Dirigent Mathias Husmann, der diesem Abend seinen Stempel aufprägt. Zum Jubelfest hat er eine "Uckermarker Rhapsodie" geschrieben und sie der Streicherstammbesetzung der "Preußen" maßgeschneidert. Das Ergebnis: eine in ohrenfreundlicher, neoromantischer Machart geschriebene Novität.

Die einprägsame Musik beginnt mit melancholischen, sich klangschön ausbreitenden Betrachtungen, die die Weite der Landschaft assoziieren. Dann schwingt sich ein Walzer empor, wechselnd zwischen kecken und sanftmütigen Passagen, von Konzertmeisterin Aiko Ogata in brillanter Klangfärbung ausdrucksstark vorgetragen. Im rhythmisch prononcierten Tango-Teil übernimmt Solocellist Bálint Gergely mit ausladendem, sonorem und dunkel glühendem Ton die Federführung. In einer elegischen Solokadenz wetteifern beide schließlich als ein flotter Zweier. Dem zärtlichen Abgesang folgt eine orchestrale Pointe und starker Beifall."


 

Das Orchester 10/2013

Rezension

"Wenn das, was du zu sagen hast, nicht schöner ist als die Stille, dann schweig." Dieses Gebot des kürzlich in biblischem Alter verstorbenen Henri Dutilleux könnte auch eine Maxime des Komponisten, Dirigenten und Liedbegleiters Mathias Husmann sein. Den Leiden der Welt, den Wunden, die Menschen einander unaufhörlich schlagen, eine "stachlige" Musik entgegenzusetzen (wie Adorno es forderte), kommt für ihn nicht in Betracht. Als Sohn einer Klavierprofessorin und eines Bildkünstlers in Hamburg aufgewachsen, lernte der vielseitige Musiker hier sein solides Handwerk. Sein Kompositionslehrer war Ernst Gernot Klussmann, der den Ruf genoss, Richard Strauss habe ihm die Ausarbeitung der Klavierauszüge seiner späten Opern anvertraut. In seinen Sinfonien, Konzerten, Kammermusiken und Vokalwerken erstrebte er eine "bis zum Äußersten differenzierte Klanglichkeit und absolute Polyphonie", wobei er am klassischen Ideal melodischer Stimmführung festhielt. Tugenden, die bei seinem späten Schüler auf fruchtbaren Boden fielen. Wie dessen im März 2009 in Stralsund uraufgeführte Sibelius-Oper Zugvögel, die eine Wiederaufführung verdiente, eindrucksvoll bezeugte (vgl. das Orchester 5/09, S. 60), birgt die Musikgeschichte inspirative Kraftquellen, die längst noch nicht ausgeglüht sind. Sofern Traditionsbindung - nach Mahlers trefflichem Aperçu - nicht Anbetung der Asche ist, sondern Weitergabe des Feuers.

Solch inneres Brennen ist dem Trio für Violine, Violoncello und Klavier anzumerken, das Husmann seiner Mutter Adelheid Zur 1982 zum 70. Wiegenfest widmete. Das 2009 überarbeitete, fast halbstündige, klangüppige Opus entfaltet einen (in eigener Weise) tonalen Kosmos, der Zeitnähe mit ästhetischer Bodenhaftung verbindet - wahlverwandt mit Maurice Ravel, Paul Hindemith oder auch Jean Sibelius. Die Titel der vier Sätze, die eine musikalische Substanzgemeinschaft eint, sprechen für sich selbst. Die einleitende Fantasie gibt sich mal locker rezitierend, mal liedhaft, auch wohl wie ein Kondukt. Es folgen ein partikelstöberndes Scherzo, eine getragene Elegie und eine rumpelstilzchenartige Burleske. Formal ähnelt das Ganze einer Suite: die Fantasie als Präludium, die drei Charakterstücke als Tanzsätze mit da capo. Für das Berlin Trio eine Wonne.

Die Fünf Humoresken für Violine und Violoncello, 2008/09 den Solisten des Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesters Flensburg zugedacht, führen in eine strengere Stilwelt: geistreiche Miniaturen, die der flotten Gangart des Allegros unterschiedliche Charaktere abgewinnen: giusto, giocoso, severo, leggiero und furioso. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister!

Die hohe Kunst des ableitenden und abwandelnden Motivspiels in realer Zwei- oder gar Dreistimmigkeit triumphiert in dem Diptychon Fantasie und Capriccio concertant für Violine solo (1998) - ein Epitaph für den jüdischen Geiger Max Kayser, das Christiane Edinger in all seiner kontrapunktischen und rhythmischen Kombinatorik randscharf ausstanzt und erhellt. Dem Prinzip des "alles aus einem" huldigt auch die Fantasie für Violincello solo (2007): ein "Bäumchen wechsle dich" cellistischer Spielund Ausdrucksarten, die Lluís Claret mit Hautgout auf den Punkt bringt.

Lutz Lesle


 

Das Orchester 6/2012

Erforschen nächtlicher Geheimnisse

(…) Zusammengestellt und dirigiert hat sie Mathias Husmann, in Prenzlau seit langem kein Unbekannter mehr: Hier hob er einige seiner originellen Werke wie die Hommage an Johann Sebastian Bach (Kantate "Die erzwungene Dimission" ), Mozart ("Kegel statt Trio") oder Vivaldi (Violinkonzert "Il prete rosso") aus der Taufe.
(…) Diesen ergreifenden Fragen, jedoch nicht tränenfließenden Klagen in der Nacht folgte die Novität "Elegie mit dir" für Sopran und Streicher aus der Komponier- und Textfeder von Mathias Husmann. Zunächst als wortlose Studie zu seiner Sinfonie "Magdeburger Elegie" entstanden, erhielt sie später eigenständiges Profil. Düstere, stockende Akkorde eröffnen sie. Was aus dem Klangnichts kommt ("Morgenton aus dunklem Leid herauf/Lebensklang aus heller Lust herab"), das endet auch wieder dort. Vergangenheit und Zukunft. Dazwischen schiebt sich die Gegenwart mit Beschreibung von partnerschaftlichem Glück ("singender Frühling im Wald/Herbstmelodien am Meer/Sommerdrang – winterbang") und persönlichem Stress. (…) Der Form nach ist die Elegie eine fünfteilige Fantasie mit viel Seufzermelodik. Wenn ihr die Worte fehlen (sie wurden übrigens erst nach der Komposition gefunden), werden Vokalisen gesungen, zumeist auf "a". Pizzicati von Kontrabass und Celli assoziieren Herzklopfen, unterstützt von unruhigen Streichern. Die israelische Sopranistin Miriam Sharoni stürzte sich mit großem stimmlichem Einsatz in den anspruchsvollen Gesangspart, der neben ausladendem Gefühl auch nach Staccatodeklamation verlangt. (…)

Peter Buske


 

Das Orchester, 5/09

Die Achte als Albtraum
Mathias Husmann dirigiert seine Oper „Zugvögel“ über Jean Sibelius in Stralsund und Greifswald

(…) Seit 1995, als er die Strindberg-Oper "Ett Drömspel" von Ingvar Lidholm nach Magdeburg holte, ist Husmann die nordische Geisteswelt vertraut. Sein Operntitel "Zugvögel" verweist auf das Zeichenhafte des Vogelzugs. Wenn die Kriegstoten Sibelius im letzten Bild des "sinfonischen Dramas" als Lemuren im Traum erscheinen und ihm ein Noten-Inferno in die Feder aufzwingen, verwandeln sie sich in Feuervögel von Dresden, Hiroshima und Nagasaki. Als GMD der Philharmonie und des Theaters Vorpommern dirigierte Husmann seine "Zugvögel" nun zum Premierenort Stralsund. Am 21. März ziehen sie weiter nach Greifswald. (…)
Als Text- und Motivquellen für sein Libretto nutzte Husmann außer Briefen und Biografien den Bildungsroman "Die sieben Brüder" von Alexis Kivi, dem Einojuhani Rautavaara 1997 eine tragische Oper widmete, und das Nationalepos "Kalevala". Die vier Bilder samt (entbehrlichem) Orchesterzwischenspiel 1939-1945 wirken wie Schattenwürfe der viersätzig geplanten Achten. Wiewohl Sibelius, bühnenbildnerisch (Dirk Hofacker) in die Metapher des gestürzten Ikarus gefasst, weniger weitschweifig und eklektisch komponierte. Darum - und aus Gnade für seinen stundenlang monologisierenden, bass-schweren Darsteller Benno Remling - sollte Husmann seinen Zugvögeln die Flügel stutzen, bevor er sie nach Finnland entsendet. Was dem Philharmonischen Orchester Vorpommern eine willkommene Gelegenheit böte, die Früchte seines Fleißes nicht nur in den fernen Osten zu exportieren (zuletzt 2006 und 2008 unter Mathias Husmann in Japan), sondern auch in den nahen Norden. (…)

Lutz Lesle



11:36 07.04.201311:36 07.04.2013

Helsingin Sanomat (Finnland), 9.3.2009

Deutsches Kriegstrauma in der Gestalt von Sibelius
In der Oper von M. Husmann werden die Schrecken des Zweiten Weltkrieges mit den schöpferischen Qualen verbunden

..."Die Sibelius-Oper von Mathias Husmann wurde überraschend enthusiastisch vom Publikum empfangen. Lautstarke Bravo-Rufe waren zu hören, der Komponist, die Sänger, der Regisseur und Bühnenbildner traten mehrmals vor das applaudierende Publikum.
Die Oper Zugvögel erschließt sich trotz all ihrer Düsterheit leicht und ist eine traditionelle Erzähloper. Auch die tonale Melodiensprache verursacht kein Kopfzerbrechen.(...)

Hervorzuheben ist, dass Husmann ausdrucksvolle und für die Sänger dankbare, fließende Melodiestränge schreiben kann. Die unterhaltenden Elemente bringen lustige Abwechslung in die deutsch-finnische Beklommenheit. (...) Bei der Premiere war der frühere Direktor der finnischen Nationaloper, Erkki Korhonen, dabei, der Husmanns Oper in der finnischen Nationaloper aufführen wollte. Wegen seines Ausscheidens aus dem Amt mussten die Pläne revidiert werden. Korhonen hält es für sehr bemerkenswert, dass ein deutscher Künstler sich eines finnischen Themas angenommen hat. "Husmanns Sibelius-Bild ist sehr deutsch und es ist auch sehr deutsch, das Verbrennen der 8. Sinfonie mit dem Holocaust des Zweiten Weltkrieges zu verknüpfen." (...)
Hannu-Ilari Lampila



DER NEUE MERKER, Wien, Ausgabe 4/09:

GREIFSWALD/ STRALSUND: „ZUGVÖGEL“ - EIN MEISTERWERK!
Der Komponist und Dirigent Mathias Husmann

Mit seiner im Jahre 2000 beendeten Oper „Zugvögel“ ist es GMD Prof. Mathias Husmann auf emotional berührende Weise gelungen, das innere Drama von Jean Sibelius (eigentl. Jehan Sibbe, in seiner Familie Janne gerufen) mit dem äußeren Drama von heraufziehendem Faschismus, Judenverfolgung und Zweitem Weltkrieg zu verbinden. (...) Mathias Husmann, aus dessen Feder auch das eindrücklich und dramaturgisch hervorragend konzipierte Libretto stammt, skizziert diese 8. Sinfonie gleichsam durch die 4 Bilder der Oper und den Epilog, die biographische Abschnitte aus den Jahren 1927, 1933, 1939, 1945 und 1951-1957 umfassen und durch Orchesterzwischenspiele verbunden sind. (...)

Mathias Husmann ist ein Komponist, der zugleich ein starker Dramaturg ist. Es gelingt ihm, die Entwicklungen in der Persönlichkeit des Jean Sibelius und seine inneren wie äußeren Auseinandersetzungen literarisch, szenisch und musikalisch voller Plastizität zu schildern. Die psychischen Abgründe der Person und die Abgründe der Zeit sind ebenso eindringlich komponiert wie die innigen Szenen zwischen Jean, Aino und ihren Töchtern. Dabei hat er sowohl die Sensibilität als auch die künstlerische Kraft, die Vorgänge in Sibelius nachvollziehbar zu machen ohne sie zu bewerten. Intensive historische und biographische Recherchen, unterstützt durch Markku Hartikainen, Mitarbeiter der Sibelius-Gesellschaft, sind dem vorausgegangen. (...)

Text uns Musik fesseln von Anfang an. Die Inszenierung ist nah an beidem. (...)

Husmann versteht Komponieren als „Zusammensetzen“ (Strawinsky) und komponiert auf seine Weise tonal. Anklänge an Musikstile der 20er und 30er Jahre entdeckt man ebenso wie finnische Folklore; sinfonische Teile – sowohl voller Dramatik als auch skizzenhaft-zart wie als der Ferne kommende Klangteppiche, die gesprochene Dialoge nur untermalen; harmonische Duette und Themen, die sich leicht wieder erkennen lassen. Gehört habe ich dies als vielfarbiges und doch homogenes Ganzes. Besonders interessant ist, dass Husmann Sibelius nicht zitiert, nur einmal eine harmonisch ähnliche Wendung aus der 5. Sinfonie verwendet. Aber er orientiert sich an Sibelius’ Kompositionsstil. Die Tonart C-Dur, von Husmann als ruhender Klang beschrieben, spielt eine wichtige Rolle. C wird nach h und nach cis (Sibeliusklang!) verwandelt und am Ende der Oper, wenn Sibelius ‚seinen’ Frieden findet, gibt der Komponist, wie er selbst in einem Interview sagt, „der Musik ihr C-Dur zurück, rein und unverbraucht wie am ersten Tag“. (...)

Wie ausdrucksstark Husmanns Kompositionsstil ist, zeigen auch die Orchesterzwischenspiele. Sie sind so plastisch, dass man auch ohne gelegentliche Unterstützung durch Überblendprojektionen Bilder sieht, Stimmungen spürt, Emotionen mitgeteilt bekommt. Im Zwischenspiel vor dem 3. Bild (Zeitraum 1933-39) habe ich den Anflug der Bombeflugzeuge gehört. Im großen Zwischenspiel vor dem 4. Bild (Zeitraum 1939 -1945) einen tonalen (Feuer-)Sturm: das Auf- und Abschwellen der Sirenen, die Kriegsmaschinerie, Menschen schleppen sich in langen Trecks übers Land.

Husmanns Oper muss nicht erklärt werden, sie ist auf überraschend einfache Weise klar und transparent: strukturell, szenisch, inhaltlich und daher überzeugend. Ebenso klar dirigiert Husmann sie. Hier wird seine reiche Erfahrung als Operndirigent spürbar. In bester Kapellmeisterart dirigiert er mit sparsamer und eindeutiger Zeichengebung, absolut verlässlicher Partner für die Sänger und das Orchester.

Die Rollen sind mit vorzüglichen Sängerdarstellern besetzt. Mit dem Bassbariton Benno Remling wurde für die Rolle des Sibelius ein Sänger gewonnen, der der umfangreichsten Rolle dieser Oper überzeugend gerecht wird und die riesige Partie ohne stimmliche Ermüdungserscheinungen singt. Remling ist in jeder Sekunde dieser mit sich kämpfende alte Mann (Maske hervorragend!), anfangs aggressiv, auch starr, später immer häufiger lyrisch versponnen und wie abwesend wirkend. Wie er den immer stärker spürbaren Alterungsprozess auch physisch darstellt ohne ihn je zu karikieren zeugt von hohem Einfühlungsvermögen.

(...) Opern-Uraufführungen sind heutzutage eine Seltenheit. Erst recht ist selten, dass eine neue Oper so vorbehaltlos gefällt. Der Hauptgrund für ihren Erfolg liegt in der gelungenen Verknüpfung der Sujets mit ausdrucksstarker Musik. Husmann gelingt die Hommage auf Jean Sibelius und ein Requiem auf das 20. Jahrhundert. Sowohl in Stralsund als auch in Greifswald gab es verdienten Jubel für den Komponisten, Librettisten und Dirigenten, das Ensemble, das Orchester und die Regie. Diese Oper hat das Zeug zur Repertoiretauglichkeit.

Schon heute darf dem Theater gratuliert werden, dass nach den Häusern von Stralsund und Greifswald diese Oper auf die Bühne bringt und damit hoffentlich nicht bis zum 150. Geburtstag von Sibelius im Jahr 2015 wartet.
Dr. Kerstin Voigt



Opernwelt 6/2009
Leiden, Schaffen Lieben

(…) Wenn Mathias Husmann, der komponierende GMD des Theaters Vorpommern, Jean Sibelius auf die Opernbühne schickt, geht es weder schick noch unverfänglich zu. Bescheiden allerdings auch nicht. Angekündigt ist ein „Symphonisches Drama“ in vier Bildern: „Zugvögel“. (…) Mit postmoderner Eleganz findet er zur Operette, sobald Sibelius und seine Frau im Duett singen, dockt als Scherzo-Arrangeur bei Mahler an, überzuckert das „Rosenthema“ des Adagio a la Puccini und lässt am Ende alles in C-Dur münden. Natürlich sind auch die Sinfonien des Meisters da, oder besser: Es geht immer haarscharf an Ihnen vorbei. Auch an „Siegfried“, „Chárdásfürstin“ und „Rosenkavalier“. Nichts wird wirklich zitiert, aber alles schimmert durch. Die Leichtigkeit, mit der Schrecken und Slapstik gleichermaßen bedient werden, kollidiert empfindlich (und ohne ästhetischen Mehrwert) mit dem Titanenportrait, das Sibelius irgendwo zwischen Faust, Hiob und Alkoholismus verortet. (…)
Stephan Mösch



DAS OPERNGLAS, Ausgabe 4/09:
Stralsund
Zugvögel

Es war wie ein großes Familienfest. Nicht nur Jaakko Ilves, Urenkel des berühmten finnischen Komponisten Jean Sibelius und Enkel von dessen Tochter Katharina, sondern auch Urenkel Pertti Virkkunen,Enkel der Tochter Eva, saßen im Publikum des Theaters Vorpommern in Stralsund, auch die Familie des Komponisten und Generalmusikdirektors sowie Freunde und Gäste aus Finnland. Sogar Erkki Korhonen, der das Stück vor fünf Jahren in Helsinki an der finnischen Nationaloper aus der Taufe heben sollte, war aus der finnischen Hauptstadt angereist.
Ein Familienfest leitet auch diese Oper von Mathias Husmann, Noch-GMD des Theaters ein: Aino, Ehefrau von Sibelius, feiert Namenstag. Ein Fotograf postiert auf einer Hälfte der Drehbühne Kinder, Enkel, Schwager im Wohnzimmer, um das Erinnerungsbild zu machen. Sibelius – 62 Jahre alt – bewegt sich wie ein Fremdkörper in der munteren Schar, ist abwesend. Er beobachtet die Ankunft der Schwäne. Sie inspirieren ihn, die Arbeit an seiner 8. Sinfonie zu beginnen. Die Musikwelt wartete 30 Jahre auf das Werk - vergebens. Die Zugvögel, Symbol für Inspiration, kehrten nie zu ihm zurück. (...)
Husmann, hier Komponist, Librettist und Dirigent in Personalunion, hat dieses Leben skizziert, sein Musiktheaterstück absichtlich „sinfonisches Drama in vier Bildern und einem Epilog“ genannt, denn für hochdramatischen Opernstoff fehlt der Zündstoff. Vielleicht hätte das Werk theatralisch noch besser funktioniert, wenn sich Husmann etwas kürzer gefasst hätte. Allerdings konnte er so die ganze Bandbreite seines musikalischen Könnens zeigen, Instrumentationsraffinement, guter Umgang mit der Sängerstimme, hier zuzüglich Sprechgesang, kompetente Beherrschung des vorzüglich mitgehenden Orchesters und der glänzend einstudierten Chöre. Husmanns Tonsprache kann getrost zeitgenössische Klassik genannt werden, ist überwiegend melodiös, liebt unüberhörbar den Dreivierteltakt, kennt Kurt Weill, bleibt durchweg vielfältig und spielt mit der Grenze zum Kitsch und erscheint doch seriös, stets voll Atmosphäre und Dichte.
Das Publikum dankte dieser „Hommage an Jean Sibelius“, einem Requiem auf das 20. Jahrhundert, mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations! (Auszug aus der Kritik) G. Helbig



DIE WELT vom 12.03.2009

Die Feuervögel von Dresden und Hiroshima erreichen Finnland
Mathias Husmanns Sibelius-Oper in Stralsund
Von Lutz Lesle
Die böse Sieben wurde in Finnland zur bösen Achten. "An ihr scheitert man", lautet das geflügelte Wort in Anspielung auf Jean Sibelius. Die anhaltende Schaffenslähmung, die den als Volkshelden gefeierten Komponisten nach Vollendung seiner siebten Symphonie und der mythischen Tondichtung "Tapiola" befiel, wurde zum nationalen Trauma. Um sich unter Druck zu setzen, hatte er Sergej Kussewitzky, dem Chef des Boston Symphony Orchestra, das angefangene Werk zur Uraufführung angeboten. Plakate wurden gedruckt, in Järvenpää lief der Telefondraht heiß, die Presse mokierte sich. Doch die Welt bekam die Achte nie zu hören. 1945, im Jahr seines 80. Geburtstags, vernichtete der alkoholsüchtige und parkinsonkranke Komponist alle Schriftspuren.
Stoff für eine tragische Oper, sollte man meinen. Dass finnische Komponisten bisher die Finger davon ließen, hat sicherlich damit zu tun, dass ihnen das Thema zu nahe geht. Mit dem nötigen Abstand, den Ostsee, Bodden und Sunde bieten, wagte sich der komponierende Kapellmeister Mathias Husmann daran, Figur, Psyche, Schicksal und Aura des unglückseligen Meisters musiktheatralisch auszuforschen.
Seit 1995, als er die Strindberg-Oper "Ett Drömspel" von Ingvar Lidholm nach Magdeburg holte, ist Husmann die nordische Geisteswelt vertraut. Sein Operntitel "Zugvögel" verweist auf das Zeichenhafte des Vogelzugs. Wenn die Kriegstoten Sibelius im letzten Bild des "sinfonischen Dramas" als Lemuren im Traum erscheinen und ihm ein Noten-Inferno in die Feder aufzwingen, verwandeln sie sich in Feuervögel von Dresden, Hiroshima und Nagasaki. Als GMD der Philharmonie und des Theaters Vorpommern dirigierte Husmann seine "Zugvögel" nun zum Premierenort Stralsund. Am 21. März ziehen sie weiter nach Greifswald.
Schauplatz des dreißigjährigen Albtraums aus Angst und Altern vor dem Flammenhintergrund des Zweiten Weltkriegs ist die ländliche Villa des Komponisten nördlich von Helsinki. Dort ereignen sich seine vier Lebensmomente zwischen Wirklichkeit und Traum, datiert auf Mai 1927, Juni 1939, November 1939 und Dezember 1945. Der Epilog rafft die "Endzeit" bis zum Tod des fast 92-Jährigen am 20. September 1957. Außer Jean und seiner geduldig liebenden Gattin Aino figurieren in Nebenrollen ihre fünf Töchter, Ainos bramarbasierende Künstler-Brüder sowie der ehrerbietige Sekretär des Komponisten - einzige "Handhabe" für Regisseur Klaus Rak, der zunehmenden Altersstarre in Ainola für Augenblicke entgegenzuwirken.
Als Text- und Motivquellen für sein Libretto nutzte Husmann außer Briefen und Biografien den Bildungsroman "Die sieben Brüder" von Alexis Kivi, dem Einojuhani Rautavaara 1997 eine tragische Oper widmete, und das Nationalepos "Kalevala". Die vier Bilder samt (entbehrlichem) Orchesterzwischenspiel 1939-1945 wirken wie Schattenwürfe der viersätzig geplanten Achten. Wiewohl Sibelius, bühnenbildnerisch (Dirk Hofacker) in die Metapher des gestürzten Ikarus gefasst, weniger weitschweifig und eklektisch komponierte. Darum - und aus Gnade für seinen stundenlang monologisierenden, bass-schweren Darsteller Benno Remling - sollte Husmann seinen Zugvögeln die Flügel stutzen.



FAZ vom 11.03.2009

Am Ende kommen die Kraniche

Wenn Sibelius seine Achte Symphonie nicht verbrannt hätte: Die Oper "Zugvögel" kreist um die letzten Lebensjahre des finnischen Nationalkomponisten.

(…) Husmanns Libretto, unbefangen gereimt, enthält manch kluge Widerborstigkeit. Da lässt er etwa den Schriftsteller Arvid Järnefelt, Sibelius' Schwager, über die moderne Kunst sagen, dass deren falsch verstandene Freiheit kommenden Diktaturen den Weg bereite: "Wer heute laut die Freiheit fordert, baut morgen heimlich Gefängnisse." (…) Aus dem Gesangsensemble ragt Anette Gerhardt als Aino hervor, die das Lyrische der Entsagung mit stets neu aufflammendem Ehrgeiz zu verbinden weiß und damit stimmlich das komplexe Porträt einer Frau zeichnet, die ihre eigene literarische Begabung aufgab, um ihrem Mann das Leben leichtzumachen. Benno Remling als Sibelius meistert die anstrengende Baritonpartie leicht (…). Das Orchester des Theaters Vorpommern hielt unter Husmanns Leitung die Spannung über drei Stunden hinweg vor allem durch die farblich reiche, stets diskrete, aber deutliche Zeichnung aller Linien. (…) Der stille C-Dur-Schluss der Oper wirkt als Ausstieg aus der Geschichte: hinein in ein verheißungsvolles Reich, das als Natur empfunden wird.
JAN BRACHMANN




RBB-Inforadio 9.3.2008

Kurzkritik: Uraufführung der Oper Zugvögel

30 Jahre lang war die Achte Sinfonie von Jean Sibelius ein Gerücht. Was war der Grund für das Verstummen eines gefeierten Komponisten ab Mitte der 1920er Jahre? Mathias Husmann hat ein ebenso kluges wie eindrucksvolles, gleichwohl völlig unzeitgemäßes Werk geschrieben, das sich in die Reihe der Künstleropern einordnet, ohne den Untiefen vordergründiger Biographistik zu verfallen. Denn ebenso wie sich die Bühne bei der Uraufführung in Stralsund dreht und mal das Wohnambiente und mal die Studierstube zeigt, so wechseln in "Zugvögel" Alltagsszenen mit einem imaginierten Kompositionsprozess. Die vier Bilder beginnen mit einer historischen Verortung durch verschiedene Stile: da ist es das neusachliche heitere Idiom der 20er, dann Kurt-Weil-lmäßig eingedunkelte Wendungen, später amerikanisches Musical. Und dem gegenüber steht die Darstellung eines möglichen Kompositionsprozesses einer neuen Sinfonie. Wie ein Rhythmus, dann ein Motiv sich bilden, wie daraus ein groß angelegter Bogen wird - Husmann spekuliert: genau dahin ging vielleicht jene viersätzige Achte, die Sibelius verbrannt hat. Denn die Musiksprache von Jean Sibelius scheint nicht auszureichen, das Grauen eines Jahrhunderts in Töne zu bringen, die Nachrichten aus Deutschland, die Bombardierung Helsinkis, auch das Abwenden des musikalischen Zeitgeistes vom 1866 geborenen. Der Alkoholismus des Komponisten bleibt demgegenüber eine nachrangige Erklärung.
Husmanns Oper, zu der er selbst das Libretto schrieb und bei der man denkt, er habe keine einzige eigene Note hinzugefügt, ist mit dreieinhalb Stunden recht lang geworden. Insbesondere das Verstummen und Auspendeln eines Lebens hätte weniger bedurft. Als Musik über Musik ist es ein Beweis der vielfältigen Möglichkeiten des Generalmusikdirektors, der in diesem Sommer im Dissens das Theater Vorpommern vorzeitig verlässt.
Harald Asel



Nordkurier, 9. März 2009

Das unfassbare Böse
Ein besonderer Abend war der Sonnabend für das Theater Vorpommern in Stralsund. Dass eine neue Oper ihre Uraufführung erlebt, ist schon nicht alltäglich. Dass sie aber nach dreieinhalb Stunden vom Publikum mit stehenden Ovationen aufgenommen wird, ist heute schon eine Sensation. (…) Insgesamt aber geht von dem Werk, neben der musicalartigen Heiterkeit der Gesellschaftsszenen und der süßlichen Rosenmusik, eine große Ernsthaftigkeit aus, die noch lange zur Nachdenklichkeit anhält. (…)



OSTSEE-ZEITUNG, 9. März 2009

Requiem auf das 20. Jahrhundert
(…) Vorgestern war die in Stralsund mit zehnminütigem Beifall gefeierte Premiere. Im Mittelpunkt steht der finnische Komponist Jean (Janne) Sibelius, das Phänomen seines 30 Jahre währenden kompositorischen Schweigens (1927 bis zum Tod 1957) und die Vernichtung der in diesem Zeitraum skizzierten 8. Sinfonie. Soweit die Realität. Der entscheidende „Rest“ ist Husmann: die Suche nach Gründen für das Schweigen, das Beschreiben einer existentiellen künstlerischen Krise, das Angebot einer Lösung. Es ist das Psychodrama eines am heillosen Weltgeschehen Leidenden, letztlich aber individuell Versagenden. In einem Traum und unter dem Druck der Geschichte schreibt Sibelius dieses Werk – und verbrennt es. Für seinen lesenswerten Text fand Husmann eine Musik, die er absichtsvoll als „sinfonisches Drama“ gestaltete. Nur so konnte er die nötige, den weitgehend inneren Vorgängen adäquate strukturelle und emotionale Dichte schaffen. Das macht er auf (un)konventionelle Weise zwischen klassischem Dur, freier Tonalität und flächigem Geräuschkomplex, zwischen irritierender Direktheit trivialer Stilelemente und wirkungsvoll instrumentierter sinfonischer Gestik. Eine „bildhafte“, stilistisch bunte, dramaturgisch punktgenau komponierte Musik von atmosphärischer Genauigkeit und künstlerischer Eigenständigkeit. (…)
Sie ist zudem Triumph des lyrisch wie expressiv parlierenden, oft äußerst melodiösen Gesangs – und des großen Gefühls. Die Machart muss nicht jedem gefallen, aber sie wirkt echt, ist bewusst so gestaltet und, stückbezogen, stimmig. Zumindest vermag es Husmann, den Hörer über knappe drei Stunden intensiv anzusprechen, auch zu fesseln. (…)



OPERNGLAS 3/2009

IM GESPRÄCH MATHIAS HUSMANN
Die Schaffenskrise von Jean Sibelius hat Mathias Husmann zu seinem Werk für das Musiktheater inspiriert; im März steht die Uraufführung in Stralsund an. Ralf Tiedemann traf den Komponisten in seiner Heimatstadt Hamburg. Ausschnitte aus dem Gespräch:
Die Sibelius-Oper »Zugvögel« ist nach »Vivaldi« Ihr zweites Werk für Musiktheater, beide sind sie Komponisten gewidmet. Reizte Sie konkret die musiktheatralische Auseinandersetzung mit großen Komponistenkollegen, die ja vielleicht auch Vorbilder sind – oder war die Sujetwahl doch eher zufällig?
Ich habe im Laufe meines Dirigentenlebens über 120 Opern dirigiert und immer den Wunsch gehabt, selbst welche zu schreiben und dabei vielleicht auch ein paar Erfahrungen einzubringen dahingehend, was man anders machen könnte. Mein Thema habe ich ganz in der Nähe gefunden: der Komponist in der Krise. Das war Vivaldi als Aussteiger, der mit 60 Jahren aus Venedig – und damit auch gleich aus der Musikgeschichte – verschwand, jetzt ist es der große nordische Komponist Jean Sibelius, der die letzten 30 Jahre seines langen Lebens, also ungefähr vom 60. bis etwa 90. Lebensjahr, nicht mehr schreiben konnte und die ganze Welt glauben machte, er schriebe an seiner 8. Sinfonie. Das war ein Albtraum für ihn und er hat darunter gelitten. 1945 hat er in einem emotionalen Akt alle vorhandenen Skizzen restlos verbrannt – so hat es seine Frau berichtet. Das hat mich auf die Idee gebracht, sein inneres Drama mit dem Drama des Weltgeschehens in Verbindung zu bringen.
Eigentlich hatte ich so etwas wie ein »Requiem« schreiben wollen, doch bin ich der Ansicht, einem 1948 Geborenen wie mir würde man nicht abnehmen, wenn er versuchte, ein Stück über den Holocaust oder eine Thematik aus der Mitte des Krieges zu schreiben. Aber aus dem Blickwinkel eines alternden Komponisten, der nachts von seinem kleinen Holzhaus aus seine Vaterstadt brennen sieht – Helsinki war am 30. November 1939 als erste europäische Stadt von den Russen bombardiert worden – und den Krieg wahrnimmt aus Nachrichten, aus den Tränen seiner ältesten Tochter, die den Mann im Krieg verlor: Das habe ich mir zugetraut.
Im 4. Bild gibt es bei mir eine Szene, wo Sibelius an dessen 80. Geburtstag alles einholt. Während er im Halbschlaf liegt, erscheinen ihm die Toten des 2. Weltkrieges; sie zwingen ihn, seine Skizzen auszuarbeiten, ob er will oder nicht. Am Ende ist die Sinfonie in seinem Traum für einen Moment lang fertig. Er widmet sie den Toten und lässt sie den Weg gehen, den die Toten gehen mussten: Er verbrennt sie. Das ist der Höhepunkt und Schluss einer Handlung, die von biografischen wie historischen Dingen ausgeht, die ich mit einem genialen Mitarbeiter – Markku Hartikainen, das lebende Gedächtnis von Sibelius in Finnland – kompiliert habe, dann aber eine sehr freie Wendung nimmt als ein Requiem zum 20. Jahrhundert.
Hat Sie speziell der Mythos um die Achte fasziniert, bzw. die Tragik, dass da ein großer Komponist 30 Jahre lang eine Schaffenskrise durchleidet? Oder fühlen Sie auch eine emotionale Verbundenheit zur Musik von Sibelius?
Beides. Jean Sibelius war und ist in Finnland ein Mythos. Und er wurde davon erdrückt. Sie werden das in unserer Inszenierung, die dieses lebende Denkmal sehr eindrucksvoll darstellt, auch sehen. Ich denke, dass das Jahrhundert in Sibelius’ Sinfonien schon ab der dritten zuschlägt, dass er noch Sinfonien schreibt in eine Zeit hinein, in der der Idealismus, der diese Form trägt, eigentlich nicht mehr da ist. Seine Sinfonien werden immer kürzer, lakonischer, die Siebte ist nur noch komprimiert in einem Satz. Die Achte dagegen sollte ganz groß angelegt sein und war mit einem Chorfinale geplant – das kann man in Briefen nachlesen. Sibelius ist eine Randerscheinung, nicht nur geografisch. In seiner Musik gibt es immer wieder faszinierende Momente, die man nicht vergisst.
Gab es einen konkreten Anlass, mit der Komposition zu beginnen?
Ja. Die Kammeroper »Vivaldi« war noch, wenn Sie so wollen, ein halbes Jahr zu früh auf mich hereingebrochen. Ich schrieb sie, während wir in Magdeburg »Meistersinger« probierten für die Eröffnung des neuen Hauses, das noch gar nicht fertig war. Es ging drunter und drüber, gereizte Stimmung, dazu dieses schwere Stück - und ich schrieb auf dem Weg dahin und nachts an der Kammeroper… Ich wäre beinahe überfahren worden in meiner Geistesabwesenheit! Die eigentliche Ausarbeitung folgte dann 1998, denn da war ich plötzlich frei in Magdeburg nach dem Eklat um die 9. Sinfonie von Beethoven, deren Missbrauch zum Gedenktag der Bombardierung Magdeburgs ich nicht mitmachen wollte. Konkreter Auslöser war dann ein wissenschaftlicher Artikel in einer englischsprachigen Musikzeitschrift über Sibelius‘ 8. Sinfonie, in dem alles zusammengetragen war, was man historisch weiß. Als ich den gelesen hatte, sagte ich zu meiner Frau: „Da steckt ein Drama drin!“ Ich hatte bis dahin gar nicht gewusst, dass in Finnland die „Achte Sinfonie“ ein geflügeltes Wort ist für all das, was man nicht bewältigt.
Sie haben „Ihrem“ Sibelius die Worte in den Mund gelegt: „Ich suche meine Sprache. Ich muss sie jedes Mal neu finden.“ Sie selbst wählten vorhin eine ganz ähnliche Formulierung. Wie ist das bei Ihnen?
Das hat Sibelius tatsächlich gesagt, und es macht einen sehr betroffen. Er war 60 Jahre alt; ein Alter, in dem sich eine Kluft zu entwickeln beginnt zwischen den Wünschen und der Konstitution. Man kann das bei anderen Komponisten, die die Phase der Alterswerke überhaupt erreicht haben, auch beobachten. Er suchte ganz ohne Frage für jede seiner Sinfonien, sagen wir mal ab der Dritten, eine eigene Sprache. Aber wo will man Neuland betreten? Wo will man, um Neuland betreten zu können, Vertrautes als Anfangsgrund setzen? Das muss bei jeder Komposition größerer Art definiert werden. Bevor Sie diesen ersten Punkt fixieren, gehen Sie ziemlich lange mit der Sache schwanger. Wenn Sie einen Punkt haben, setzen Sie einen zweiten – und so können Sie schon eine Parallele ziehen, wenn ich das einmal mathematisch ausdrücken darf. Wenn Sie dann einen dritten Punkt haben, entsteht ein Raum – und die Komposition fängt an. Nun haben Sie sich festgelegt, in welchen Koordinaten Konsonanzen und Dissonanzen gelten, welche Räume entstehen, welche Sprache gesprochen wird. Bevor Sie das tun, durchschreiten Sie Räume des Chaos und voller Fragezeichen.
Sie sind ein Mensch, der genau reflektiert, was er tut und sich gegebenenfalls auch mal mit seinem Widerspruch in die Nesseln setzt. Das Stichwort Magdeburg ist bereits gefallen. Sehen Sie sich als Künstler in der Pflicht, Grenzen aufzuzeigen, wenn Sie etwas für inhaltlich oder politisch nicht verantwortbar halten?
Wenn ich etwas als falsch erkannt zu haben glaube, dann sage ich das auch. Die Auseinandersetzung damals in Magdeburg, ob die 9. Sinfonie von Beethoven geeignet sei für eine Gedenkfeier zur Bombardierung der Stadt, in der 20.000 Menschen ihr Leben verloren, ging ja nicht darum, dass ich diese Aufführung verhindern wollte. Ich wollte sie nur nicht selbst dirigieren. Die Verantwortung, sie angesetzt zu haben, lag beim Intendanten. Es gab nur einen internen Streit darüber, ob er es mir vertragsrechtlich hätte anordnen dürfen. Aber weil letztendlich ich als GMD über die Konzerte die Hoheit hatte, hat er später auch den Prozess verloren. Der Fall um die Neunte war eine sehr heikle Sache, denn es ging auch um die Wiedereinführung einer Tradition, die seit 1961 – einst von der SED angeordnet – bestanden hatte, zwischenzeitlich aber von mir durch Aufführungen der »Missa solemnis« unterbrochen worden war. Es wurde letztlich ein Rechtsvorgang daraus gemacht, in dem es eigentlich nur darum ging, einen unbequemen „Wessi“ loszuwerden.
Die Unduldsamkeit in meinem Charakter hat weniger damit zu tun, dass ich politisch rechthaberisch sein möchte – dazu kann ich politisch viel zu wenig die Dinge beurteilen – als dass ich es schwer aushalte, auf Dauer mit Leuten zusammenzuarbeiten, die nicht auf den Platz, den sie innehaben, gehören. Da habe ich eine gewisse charakterliche Unduldsamkeit, die meine Biografie auch geprägt hat.


 

OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) vom 6.9.2008:

Dirigent Husmann als Komponist

Stralsund (OZ) - Mathias Husmann, Generalmusikdirektor des Theaters Vorpommern, feierte im Juni seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde und wird in diesen Tagen in mehreren Porträtkonzerten der Komponist Husmann vorgestellt – vorgestern in Stralsund, gestern in Hamburg und morgen in Greifswald. Damit steht ein Arbeitsfeld des auch als Klavierbegleiter tätigen Dirigenten im Fokus, das mit Sinfonik, Oper, szenischer Kantate, Lied und vielfältigen Kammermusikbesetzungen den Anspruch wichtiger Lebensleistung erhebt. Dabei verdeutlichen die in den Porträtkonzerten vorgestellten Liedzyklen und Kammermusiken sowohl handwerklich beste „alte Schule“ als auch den bewussten Bezug zu Vorbildern wie Bialas, Schönberg, Hindemith, Ravel oder Sibelius. Dies allerdings lediglich im Sinne von „Wahlverwandtschaften“ – die individuelle, oft frei tonale Nutzung überkommener musiksprachlicher Mittel eingeschlossen.

Dem hinzuzufügen wäre das uneingeschränkte Bekenntnis zum Gefühlshaften, zur unverstellten Emotion – und das nicht nur in vokalgebundenen Genres. In Stralsunds Kulturkirche St. Jacobi kam dies alles mit Liederzyklen nach Paul Celan, Johannes Bobrowski und Marie Luise Kaschnitz sowie der Fantasia Funebre für Viola und Klavier, der Klarinettensonate und den Sieben Grotesken für Violine und Viola exemplarisch zur Geltung. Husmann nutzt auch hier den traditionellen Formen- und Gestaltungskanon für eigene Mitteilungen oft sehr persönlicher Art.

Seine Werke kennen das Kalkül ebenso wie scheinbar spontane, gefühlshafte Ausbrüche voller Ausdruck und Klanggewalt.

Insofern war der Abend für den aufmerksamen Hörer aufschlussreich und das wirkliche „Porträt“ eines Komponisten, dem der Sprachmittler Musik im engsten Sinne noch viel bedeutet.

Dass auf dem Weg zum Adressaten nichts verloren ging, dafür sorgten die ganz vorzüglichen Musikerinnen Bettina Grothkopf (Sopran), Valentina Cieslar (Viola), Irene Husmann (Violine), Akos Hoffmann (Klarinette) und der Komponist selbst am Flügel.



OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) vom 21.06.2008:

Mathias Husmann feiert mit Dissonanzen

Der Generalmusikdirektor des Theaters Vorpommern wird heute 60. Er wird als Komponist geehrt. Doch 2009 verlässt er das Theater - vorzeitig.

Stralsund (OZ) - "Kennen Sie Brahms?" Unter diese Frage stellte Professor Mathias Husmann kürzlich einen Vortrag mit Musik in der Sängerakademie Hamburg. Demnächst steht der Dirigent, der seit sechs Jahren als Generalmusikdirektor (GMD) des Theaters Vorpommern erfolgreich wirkt und heute seinen 60. Geburtstag begeht, selbst als Komponist im Mittelpunkt. Wenn Anfang September in Stralsund, Hamburg und Greifswald junge Musiker mit dem Komponisten am Klavier dessen kammermusikalische Werke aufführen, könnte mit dem Motto " Kennen Sie Husmann?" nach jenem Mann gefragt werden, der sich Anfang der Siebzigerjahre als Dirigierstudent in Hamburg listenreich eine Kompositionsausbildung bei gleich drei Lehrern zu verschaffen wusste (bei Christoph Hohlfeld, Ernst Gernot Klussmann und Hans Poser). Und der seither neben seiner Tätigkeit als Dirigent und Pianist auch stets komponierte, "in einer eigenen Weise tonal", wie er selbst sagt.

In besagten Porträtkonzerten erklingen Stücke für Soloinstrumente und Duos sowie Lieder nach Gedichten von Paul Celan, Johannes Bobrowski und Marie-Luise Kaschnitz. Und im März 2009 kann das Publikum in Stralsund und Greifswald die Uraufführung von Husmanns zweiter Oper erleben: "Zugvögel" behandelt jene Zeit im Leben des finnischen Komponisten Jean Sibelius zwischen dem 60. und 90. Lebensjahr, in der er nichts schrieb, aber die Welt glauben machte, er säße an seiner 8. Sinfonie. "Mein Thema ist: Der Komponist in der Krise", sagt Husmann.

Diesem Thema war schon sein Erstling, die Kammeroper "Vivaldi", verpflichtet, die 2002 erfolgreich in Ulm uraufgeführt wurde ("Neunmal ausverkauft", so der Komponist). Sie behandelt das letzte Lebensjahr 1741 Vivaldis, in dem er alles aufgab und als katholischer Priester quasi aus der Musikgeschichte verschwand. Auch Husmanns nächste Oper soll von Krisen handeln: von der italienischen Opernsängerin Giuseppina Strepponi, die ein äußerst abenteuerliches Leben hatte, bevor sie relativ spät Verdis zweite Ehefrau wurde.

Die Krise des Künstlers - Mathias Husmann, seit mittlerweile 20 Jahren Generalmusikdirektor (vor Stralsund und Greifswald schon in Ulm und Magdeburg), kennt diese Krise aus eigener täglicher Arbeit. "Ich habe immer versucht, den Wettlauf zwischen Aufbau und Zusammenbruch nicht zu früh zu verlieren. Es gab Tage, an denen ich morgens ein Kinderkonzert spielte, mittags in einer Schule 'Die Winterreise' begleitete und abends ein Philharmonisches Konzert dirigierte", sagt der Musiker über seine Zeit als GMD am Theater Vorpommern.



Das Opernglas 04/08:

Perle an der Ostsee

Das Theater Stralsund erstrahlt im neuen alten Glanz

Zur feierlichen Wiedereröffnung am 29. Februar 2008 fand dann Bundeskanzlerin Angela Merkel die wichtigsten Worte. Ihr Wunsch: "Hoffentlich heißt es oft: Vorstellung ausverkauft!" Die Chancen stehen gut, denn das Theaterpublikum in Vorpommern ist recht zahlreich und wird dem Haus treu verbunden sein. Die 452 schmucken Sitzplätze - den Rücken schonend und mit außergewöhnlicher Beinfreiheit ausgestattet - dürften bestens beansprucht werden. Und Auswärtige können nun nicht mehr nur die sorgsam renovierte Altstadt bestaunen, sondern auch das Theater lädt jetzt zum Verweilen in der sympathischen Hansestadt ein.

(…) Für die festliche Wiedereröffnung hatte die Intendanz entschieden, Beethovens Freiheitsoper "Fidelio" auf die nigelnagelneuen Bretter zu bringen. (…)

Generalmusikdirektor Mathias Husmann empfing sofort freudiger und wohlwollender Auftrittsapplaus, für den sich der Dirigent stante pede mit einer sehr kraftvollen trotzdem aber immer wieder dynamisch fein ausgeloteten Ouvertüre bedankte. Und so sollte es den Abend über weiter gehen. Das Philharmonische Orchester Vorpommern bot durchweg eine absolut hochwertige Leistung, die im Laufe des Stückes nie abzuschwächen drohte. Eher hatte man den Eindruck, dass sich der Klangkörper von Nummer zu Nummer stetig beflügeln würde.



Opernwelt April 2008:

Namenlose Freude

Nach aufwändiger Sanierung geht im Theater Stralsund wieder der Vorhang hoch. Eröffnet wurde mit Beethovens "Fidelio"

(…) Da zudem das von GMD Mathias Husmann sachkundig wie engagiert durch die Partitur geführte Philharmonische Orchester Vorpommern eine fabelhafte Leistung zeigt, fügt sich das Ganze zu einem mehr als annehmbaren Theaterabend. So darf es weiter gehen am Sund.



OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) vom 11.10.2007:

Philharmonie musizierte mit Blick auf Japan-Reise

Greifswald (OZ) - Ein klassisches Programm und mit Superlativen nicht sparende Werbung haben es geschafft: in Greifswalds Großem Haus gab es vorgestern beim 2. Philharmonischen Konzert wenig leere Stühle und wieder heftigen Beifall. Und der war verdient, präsentierte sich doch die auf einigen wichtigen Positionen verstärkte Vorpommersche Philharmonie schon mit Webers "Euryanthe"-Ouvertüre als zur Hochform entschlossenes Ensemble. Man lag richtig, diese quantitative wie qualitative Veränderung als Vorbereitung auf die im November geplante Japan-Tournee des Orchesters zu deuten.

(…) Ein erfrischender Weber also, der in allen seinen vielfältigen Klangfacetten so recht zu leuchten vermochte. Für Beethovens 5. Klavierkonzert musste man sich dann aber auf andere, großflächigere und weniger differenzierte Farbigkeiten einstellen. Generalmusikdirektor Mathias Husmann hatte erneut - ebenfalls im Hinblick auf Japan - die schon im Vorjahr präsentierte japanische Pianistin Ingrid Fuzjko Hemming eingeladen. Mancher Besucher wird seine Schwierigkeiten gehabt haben, diese 76jährige, prächtig bunt gekleidete, körperlich kleine und sehr zurückhaltend, ja wenig beteiligt wirkende Dame mit dem vielfach angekündigten "weltberühmten Superstar" zu identifizieren. Natürlich fehlte ihrem Beethoven kein Ton, fehlten weder Geläufigkeit noch Kraft. Ihr Spiel verriet zudem viel von einer lebenslangen intensiven pianistischen Arbeit.

Andererseits erstaunten Stabilität und unverrückbare Festigkeit eines Beethovenbildes, das sich im teils übermäßig Kraftvollen und Statischen festlief und erst im Finale etwas von der Stringenz musikalischer Entwicklungen offenbarte. Ein wenig fühlte man sich dabei "außen vor", zu wenig wirklich angesprochen. Das änderte sich bei Brahms 3. Sinfonie gewaltig. Hier ließ Husmann vom ersten Takt an keinen Zweifel an beidseitiger gestalterischer Kompetenz. Ein souverän agierender "Chef", ein motiviert reagierendes, ja mitgestaltendes Orchester - das waren die Garanten für einen emotional geladenen, Impulsivität und Strenge gleichermaßen berücksichtigenden, sehr überzeugenden Brahms.



OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) vom 23.10.2003:

Bruckner ohne Mystik aufgeführt

Greifswald (OZ) - Kommen, dirigieren, gehen - diesen Ablauf kennen natürlich auch die Konzertbesucher in Vorpommern, aber sie erleben ihn zunehmend in attraktiv erweiterten Varianten. Die Einführung vor dem Konzert ist dabei so neu nicht, die nun geplante große Gesprächsrunde danach ist es schon eher.

GMD Prof. Husmann - um Einfälle nie verlegen - präsentierte vorgestern eine weiteren Innovationsschub: Einführung und Demonstration (mit dem Orchester) als Teil des Programms! Gegenstand war Bruckners "Achte", die er 30 Minuten lang verbal und akustisch vorstellte, um sie dann, nach der Pause, komplett darzubieten. Husmann kann sich das Wagnis leisten. Rhetorisch eine Wohltat, verlautbart er sein Anliegen knapp, präzise und überzeugend, ohne jeden besserwisserischen Unterton, als Partner des respektvoll angesprochenen Publikums und ganz als Diener am Werk.

Als solcher warb er natürlich für seine Sicht auf Bruckner allgemein und die 8. Sinfonie im Besonderen - übrigens ziemlich jenseits gängiger Programmheftdarstellungen von deutschem Michel, liebem Gott und Dreikaisertreffen! Wer nicht wusste - und das sei ohne jede Ironie gesagt - was Bruckner wirklich vermitteln wollte, der weiß jetzt zumindest, was er für Mathias Husmann bedeutet: eben jene Partitur, die er auf die sprichwörtliche Insel mitzunehmen gedächte, ein Werk, das im Reichtum menschlicher Erfahrungs- und Empfindungswelt unausschöpfbar scheint. Für die Aufführung war das von Belang: Bruckner ohne Mystik und Ritual, ein Dirigent, der nicht zelebriert, und eine "Achte" von sehr diesseitiger, allerdings höchst differenzierter Gefühlshaftigkeit; gezügelt pathetisch die Ecksätze, kraftvoll und von griffiger thematischer Plastizität, ein bißchen "höllisch" der (Alb-)Traum des deutschen Michels im Scherzo, von leidenschaftlicher Intensität das grandiose Adagio.

Es wurden sehr konzentrierte und sehr spannende 75 Minuten, denn Husmanns hellwache, so sensible wie aktivierende Leitung übertrug sich nicht nur auf die engagiert agierende Vorpommersche Philharmonie, sondern auch auf ein dankbares und begeistertes Publikum. Konzert am 30.10. im Theater Stralsund.



Berliner Morgenpost vom 15.02.2002:

DSO schüttelte die Pointen aus den Cellosaiten

So ein Spaß! Am Rosenmontag stellte sich das Deutsche Symphonie-Orchester in der Philharmonie mit einem schier einzigartigen Solisten vor: Dieter Hildebrandt. Er bescherte dem vor Gelächter schier explodierenden Haus ein durchtriebenes Vergnügen: ein Marathon-Kabarett sozusagen mit musikalischem Goldrand. Statt Pointengeklecker zwei Stunden lang Pointengeklotze - wie aus dem Ärmel geschüttelt.

Das DSO hat mit dieser Rosenmontags-Gala jedenfalls das große Los gezogen, geschaffen, die populären Silvester- und Neujahrskonzerte in aller Welt auszustechen. Sie segelt, von der Brise stürmischer Zustimmung getrieben, wenn auch in ganz eigenem Stil auf dem einzigartigen Kurs der unvergessenen Londoner Gérard-Hoffnung-Konzerte dahin. Weiter so! Zwei kongeniale musikalische Mitarbeiter an Hildebrandts Seite: Werner Thomas-Mifune, Komponist und Cellist, und der gutgelaunte, liebenswürdige Mathias Husmann als Dirigent.

Unter bunten Regenschirmen entfaltete sich Chopins "Regentropfen"-Prélude alles andere als knochentrocken, und wie Thomas-Mifune, unabschüttelbar einen Cello-Kollegen im Nacken, mit zwei Bögen, also vierhändig sozusagen, den "Frühlingsstimmenwalzer" auf einem einzigen Instrument strich, das gehörte schon unter die musikalischen Zirkusnummern von Weltrang, zumal wenn man ihn erst einmal ohne Netz auf dem Hochseil spielt.

Auf das des aggressiven, meisterlich geschliffenen Humors hob Hildebrandt das Konzert mühelos immer wieder hinauf und wischte ohne jede "entscheidungsfreudige Hilfssumme" (wie man Bestechungsgelder laut Hildebrandt neuerdings nennt) aus den "Musikentsorgungsgesichtern", wie sie Politiker beim zwangsweisen Anhören von Festmusiken gern aufzusetzen lieben. Davon in der Philharmonie ringsum keine tranige Spur.



Hamburger Abendblatt vom 24.03.1992:

Symphoniker spielten Tschaikowskv, Mozart und Sibelius
Ein Talent zu Recht gefördert

Hamburg - Rund 20 Jahre ist es her, daß Mathias Husmann das Harvestehuder Studentenorchester leitete. Inzwischen unter anderem Generalmusikdirektor in Ulm, kehrte der gebürtige Hamburger jetzt an die Stätte seiner Anfangserfolge zurück und dirigierte die Hamburger Symphoniker in der Großen Musikhalle.
Dabei gab es auch ein Wiedersehen mit dem jungen Cellisten Alban Gerhardt. Gerd Albrecht hatte ihn 1990 in der Reihe "Philharmonie stellt vor" gefördert - zu Recht! Denn überwältigend perfekt und ausdrucksvoll, mit nie erlahmender Intensität, spielte Gerhardt die Rokoko-Variationen von Tschaikowsky.
Dagegen machte Husmann zunächst bei Tschaikowsky und Mozart überwiegend nur den Eindruck solider Genauigkeit. Daß er fürs Andante der "Prager Sinfonie" den Taktstock weglegte, um den Klang noch sorgsamer zu modellieren, zahlte sich immerhin sehr schön aus.
Restlos überzeugend aber gelang erst die Aufführung der 2. Sinfonie von Sibelius. Husmann beherrschte nicht nur die Partitur auswendig; er zeigte sich bis in die Generalpausen hinein mit dem Geist dieser Musik intim vertraut. Das an diesem Abend stets tadellose Orchester folgte ihm über alle Klippen mit grandioser Dynamik.
z. r.



Aus: Kurt Heinz: 200 Jahre Nationaltheater Mannheim, (Südwestdeutsche Verlagsanstalt)

"(…) Als Nachfolger wurde der junge Mathias Husmann verpflichtet, der zunächst als Mozart-Dirigent bei den auf diesem Sektor nicht verwöhnten Mannheimern berechtigtes Aufsehen erregte. Nach der Übernahme von „Entführung“ und „Cosi fan tutte“ in Repertoire-Aufführungen konnte man am 3. September 1976 in der Rhein-Neckar-Zeitung lesen: „Husmann ist der geborene Mozart-Interpret. Er dirigiert lebendig und präzise, geht sehr wach und sensibel auf kleinste Nuancen ein, versteht sicher zu führen, auch die Sänger, und ist doch geschmeidig genug, sich auf die Solisten einzustellen, auf ihre Eigenart Rücksicht zu nehmen. Klang und Lautstärke des Orchesters dosiert er aufs Feinste.“



Hamburger Abendblatt vom 23.02.1973:

Jeden Monat ein Konzert
Mathias Husmann: Junger Dirigent setzt sich durch

In der Reihe "Podium der Jungen" leitet Mathias Husmann am 28. Februar sein Harvestehuder Studentenorchester im Funkhaus. Mit demselben Orchester hat er im Dezember ein Konzert im Pädagogischen Institut gegeben, mit den Hamburger Symphonikern eines im Januar in der Großen Musikhalle, dieses aus Anlaß seiner Diplomprüfung. Mit drei großen Schritten betritt ein junger Dirigent seine Laufbahn.
Jeden Monat auf dem Dirigentenpult? Das hatte er sich nicht erträumt, als er unter dem Flügel seiner Mutter saß, wenn diese, die Pianistin Adelheid Zur, Schülerin Eduard Erdmanns, in ihrem schönen Blankeneser Hause übte. Auch noch nicht, als er mit 12 Jahren bei Peter Hartmann Musik vom Klavier her verstehen lernte und in jeder Religionsstunde eine Fuge unter dem Schultisch schrieb.
Der 15jährige trug seine Kompositionen zu Christoph Hohlfeld. Der nahm erst einmal sein Komponieren in strenge Zucht. Fortan brauchte sich Jens Langeheine, der Mitschüler auf dem Blankeneser Gymnasium, nicht mehr mit so teuflischen Geigenakkorden zu plagen, wie er sie in Husmanns Trio gefunden und brav gemeistert hatte. Dann begann Mathias Husmann bei Hohlfeld eine Musiklehre, die ihn in vier Jahren so weit förderte, saß er beim Eintritt in die Hochschule in Theorie und Kontrapunkt schon sattelfest war.
Gleich nach seiner Diplomprüfung stattete er seinen Lehrern Dank ab. Er holte seine Mutter als Solistin für Schumanns Klavierkonzert, er brachte Hohlfelds "Festliches Vorspiel" zur Erstaufführung, beides im vorigen Jahr und beides mit dem Studentenorchester. Inzwischen ist es auf 60 Spieler angewachsen; nicht nur Musikstudenten und Schulmusiker, auch Naturwissenschaftler sind darunter, die jede Woche ernsthaft proben.
Wohl hatte Mathias Husmann, wenn er gelegentlich das Blankeneser Schulorchester leitete, den Wunsch empfunden, Dirigent zu werden. Aber ob jemand das Zeug zum Orchesterleiter hat, ist selbst während des Studiums kaum auszumachen. Es zeigt sich erst im praktischen Umgang mit gestandenen Musikern. Was sich dafür lernen läßt, das wuchs ihm in fünf Jahren bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg zu, in einem Kreis von Studenten, die unter der pädagogischen Hand ihres Meisters im Geist musikalischer Kameradschaft leben.
Inzwischen ist der Komponist Husmann nicht untätig gewesen. Es sind Kammermusiken entstanden und Lieder auf Texte von Krolow, Bachmann und Celan. Auch zum Thema seiner schriftlichen Prüfungsarbeit hatte er sich ein Lied gewählt. Als eine der nächsten Aufgaben schweben ihm Schumanns kaum je aufgeführte Szenen aus Goethes "Faust" für Chor, Soli und Orchester vor.
Nicht nur dem Wort, auch dem Bild ist Mathias Hausmann aufgeschlossen und zugetan: der Sohn des Kunstmalers und Graphikers Fritz Husmanns betreibt das Zeichnen als Hobby. Stärker indes hat das Erbe der Mutter durchgeschlagen, die als Dozentin an der Musikhochschule wirkt. Schon hat er seinen Einstieg in den Beruf gefunden, als Solo-Korrepetitor an der Staatsoper. Ob zur Bühnen-, ob zur Konzertmusik - dieser weitere Weg steht offen.
RUDOLF MAACK


Fotos Mathias Husmann

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Fotos Frauke Wehrmann

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Mathias Husmann mit dem Komponisten Berthold Goldschmidt (1994).